Ende September 2016 fuhren wir zum ersten Mal nach Boundji. Der Ort liegt 12 Kilometer von der Grossstadt Banyo entfernt. In der Stadtmitte biegt man in eine unscheinbare und enge Piste ab. Auf dieser Strecke Richtung Nordwesten und der Landesgrenze nach Nigeria folgend erreichten wir in zirka 30 Fahrminuten unsere kleine Schule mitten im Busch. Während der Regenzeit eine extrem rutschige und holprige Fahrt. Die Regierungsschule liegt mitten im «Nichts», zumindest kam es uns so vor. Dorfchef Jaro gab uns Auskunft darüber, dass in der Region rund 50 Familien mit je zirka 40 Personen pro Clan leben. Somit geschätzte 2000 Bewohner. Wir sahen weit und breit keine Hütten, denn alles war üppig grün bewachsen und zudem sind die Compounds der Bewohner überall verstreut im Busch. Die Schule ist dem zu Folge in der Mitte des Ortes errichtet worden. Einen Markt gibt es in Boundji nicht. Die Einheimischen besorgen sich alles in Banyo.
Die Kids und die Lehrpersonen erwarteten uns sehnsüchtig. Mit ihnen waren einige Dorfälteste anwesend. Viele Kinder waren wegen des Regens bereits nach Hause gegangen, weil es ihnen in der einfachen Buschschule auf die Köpfe tropft. 4 Lehrerinnen (in der Tat ausschliesslich Frauen!) unterrichten hier momentan 6 Klassen mit 148 Kindern. Frauenpower! Für den Unterricht stehen ihnen derzeit ein kleines und simples Erdblockhaus sowie zwei Buschhütten zur Verfügung. Die Kinder kommen von weit her. Die meisten sind Muslime, einige wenige Baptisten. Sie gehören hauptsächlich dem Stamm der Fulbe und Bororo an. Ihre Eltern sind Kuhhirten und Bauern. Das Schulgeld beträgt pro Schuljahr zirka 1500 CFA (2.50 CHF). Die Lehrerinnen beklagten sich, wie schwierig es sei, bei diesem Wetter zu unterrichten. Es war nass, windig und kalt.
Mit einem Regenschirm fotografierten wir die Schule von aussen, um unser Projekt entsprechend dokumentieren zu können. Selbst in der Hütte tropfte es vom Dach. Die Bewohner waren bereits aktiv gewesen und hatten einige Bausteine aus Erdblöcken erstellt. Viele waren dem Regen zum Opfer gefallen und zerbröckelt. 4000 Stück an der Zahl werden benötigt. Wir motivierten sie, die Erdblöcke – sobald die Regenzeit fertig ist – zu erstellen. Der Startschuss für den Neubau begann hiermit.
Die Kinder lauschten gespannt unseren Gesprächen, welche wir in ihrem Klassenzimmer führten. Mit grossen Augen beobachteten sie unseren Besuch und versprachen, jeden freien Tag beim Bau mitzuhelfen und Wasser zu bringen. Mit dem mitgebrachten Fussball motivierten wir die anwesenden Schüler, weitere Kinder in die Schule zu locken. Denn spielen darf nur, wer in der Schule ist. Rektorin Madame Kitiou wurde vom Staat in diesen abgelegenen Ort geschickt und machte wirklich das Beste aus der schwierigen Situation, um den Kindern etwas beibringen zu können. Auch wenn ihr dafür keinerlei Infrastruktur und Hilfsmittel zur Verfügung standen.
Im April 2017 waren wir erneut in Boundji. Nach Passieren der letzten offiziellen Landesgrenze von Kamerun erreichten wir das abgelegene Buschdörfchen. Zu unserer Freude war trotz muslimischem Feiertag ein Arbeiter am Werk und pflasterte die hochgezogenen Mauern mit Zement. Er war der Einzige, der nicht Moslem war und hatte deswegen keinen Freitag. Schwester Scholastica (unsere Koordinatorin vor Ort) informierte uns darüber, wie schwierig es hier gewesen war, das stabile Fundament zu errichten. Der Boden ist sehr sumpfig. Das Dach war bereits fertig, das Unterdach musste noch fertiggestellt werden. Es fehlte nicht mehr fiel, bis diese Schule komplett fertig und bezugsbereit war.
Am letzten Tag des Jahres 2017 waren wir erneut vor Ort. Wir fotografierten und dokumentierten dabei die fertige Schule. Da sie ziemlich ausserhalb liegt, die Kinder Schulferien hatten und die Dorfbewohner nicht wussten, dass wir kommen, war niemand von ihnen anwesend. Dass wir sehr häufig als Überraschungsbesuch zu unseren Projekten fahren ist Teil unserer Strategie, damit wir den effektiven Alltag erleben und keine für uns vorbereitete Situation vorfinden. Für uns waren in erster Linie die neusten Bilder der fertigen Schule wichtig. Der Bau war zu unserer vollsten Zufriedenheit fertiggestellt worden und die Kinder waren mit der Lehrerin eingezogen und nutzten die neuen Räumlichkeiten.
Dieses Primarschulhaus konnten wir dank einer Hinterlassenschaftsspende errichten. Unser schöner Neubau wird viele weitere Kinder zur Schule locken. Das Gebäude besteht aus zwei Schulräumen mit stabilen Eisentüren.